Christl Döllerer im Portrait
Sie lebt das Gastgeben in all seinen Facetten, nimmt die Gäste mit ihrem warmen Lächeln in Empfang, sorgt damit für die ersten Wohlfühlmomente und verabschiedet die Gäste, wenn sie schweren Herzens wieder abreisen müssen. Dazwischen gibt es tausend Kleinigkeiten, deren Auflistung schlicht den Rahmen sprengen würde. Die Frau von Küchenchef Andreas Döllerer kennt jede noch so kleine Geste und weiß, wie wichtig sie ist. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie das alles macht, entspringt der Tatsache, dass sie selbst aus einer Familie von Gastronomen stammt. Sie kennt die Vorzüge und Besonderheiten eines Familienbetriebs von klein auf. Der Wunsch, einen anderen Beruf zu ergreifen, ist allein deshalb nie aufgekommen. Daraus resultiert eine Beständigkeit, die die Gäste lieben und schätzen. In der Gastronomie und Hotellerie zu arbeiten verlangt aber auch Flexibilität und vor allem Einfallsreichtum. Bei kreativen Marketingagenden begibt sich Christl jedoch gerne in die Hände von Sabine und Laura. So kann sie sich ganz ihren Gästen widmen. „Ich mag es einfach, Menschen um mich herum zu haben, und daher befinde ich mich am liebsten inmitten unserer Gäste – im Hotel, im Service, im Restaurant und im Wirtshaus. Hier kann ich mich voll auf sie konzentrieren. Sobald die Gäste bei
der Tür hereinkommen, beginnt mein Job. Ich sorge dafür, dass sie sich hier wohlfühlen und zufrieden wieder hinausgehen.“ Ein Job, der wohl mehr Berufung als Alltag ist und den sie auch im Betrieb ihrer Eltern in Salzburg gemacht hätte, wäre ihr nicht Andreas Döllerer über den Weg gelaufen.
Ihre Mutter blieb aber auch in Golling ihr ganz großes Vorbild.
„Bis zur Pensionierung hatte sie Freude an der Arbeit am Gast, war stets fröhlich und freundlich, eine echte Parade-Wirtin. Wenn ich das mit 60 auch noch bin, hab ich’s gut hinbekommen“, sagt Christl Döllerer lächelnd und wird bei der Erinnerung an ihre ehemalige Heimat, die Stadt Salzburg, fast ein bisschen nostalgisch. Keine Frage, sie lebt gern in Golling und hat hier zweifellos ihre neue Heimat gefunden, nach Salzburg fährt sie aber immer noch gern und genießt das Flair, die Offenheit und die Anonymität einer Stadt. „Heimat ist für mich dort, wo ich mich wohlfühle, wo meine Familie ist. Manchmal sehne ich mich aber nach Salzburg – dann fahre ich für einen Tag hin, gehe einkaufen, treffe Freunde, trinke Kaffee und hole mir frische Inspiration. Das tut mir einfach gut.“
Sobald die Gäste bei der Tür hereinkommen, beginnt mein Job. Ich sorge dafür, dass sie sich hier wohlfühlen und zufrieden wieder hinausgehen.
Ein volles Haus, ausgelassene Gäste, tausend Handgriffe und eine gute Stimmung. Das genießt Christl ganz besonders. Sie mag’s einfach, wenn was los ist. Sie liebt den Trubel zwischen den Weihnachtsfeiertagen, wenn sich die Stammgäste und Neuankömmlinge die Klinke in die Hand geben und das Radl rennt. Dann ist sie ganz Gastgeberin, hinterfragt nichts, sondern tut. Aus voller Überzeugung und mit all ihrer Leidenschaft. Die pandemiebedingte Gastro-Schließung ist ihr aus diesem Grund nicht gerade leichtgefallen. „Wir haben zwar im Lockdown täglich für ca. 100 Leute Mittagessen gekocht – fad ist uns also nicht geworden – aber 'to go' war irgendwann nicht mehr lustig. Mir fehlte die Gastgeberrolle, der Kontakt mit den Menschen.“ Für Christl stehen die Gäste im Mittelpunkt. Sie selbst tut
das nicht so gerne. Sie kümmert sich mit Vorliebe um die wichtigen Dinge im Hintergrund – vor allem Organisatorisches. Mit diesen essenziellen Aufgaben hält sie das Stammhaus am Laufen. Außerdem übernimmt sie für ihren Mann Andreas viele Tätigkeiten und hält ihm so den Rücken frei. Sie koordiniert seine Termine und denkt dabei auch an die für ihn so wichtigen Pausen. Die verbringen die beiden dann am liebsten miteinander und mit den gemeinsamen Kindern. Wenn die „alleinerziehende Mutter von vier Buben“, wie eines ihrer drei Kinder einmal scherzhaft meinte, einen Ausgleich zum hohen Arbeitspensum und dem pulsierenden Döllerer-Leben braucht, geht sie in die Natur zum Spazieren oder Laufen.
Christl Döllerers Ziel und Antrieb ist, dass sich der Gast wohlfühlt. Der Maßstab, den sie dabei anlegt, ist immer der eigene. Und der ist hoch. „Wenn ich selbst Gast bin, will ich ja auch, dass alles passt und ich zufrieden bin. Diese Zufriedenheit will ich meinen Gästen vermitteln.“ Eine Haltung, die auch schon die eigenen Kinder verinnerlicht haben. „Die Kinder wachsen bei uns im Betrieb auf, wir haben ein enges Verhältnis. Sie kriegen diesen ganz besonderen Döllerer-Spirit mit, indem wir ihn ihnen jeden Tag vorleben.“ Ob sie die Arbeit der vorigen Generationen weitermachen wollen, bleibt aber ihnen selbst überlassen. Jeder darf, niemand muss, Möglichkeiten gäbe es jedenfalls genug. „Bei uns kannst du in der Gastro, im Hotel, im Weinhandel, im Marketing und Vertrieb mitarbeiten – es ist für jeden was dabei. Und wenn man mal Abstand braucht, kann man sich auch aus dem Weg gehen“, meint Christl Döllerer
augenzwinkernd. Am Ende zählen der Respekt und ein gewisses Grundvertrauen. Andere Sichtweisen werden zugelassen und angesprochen. Das ist vermutlich einer der größten Pluspunkte dieser Familie. Keiner nimmt sich allzu wichtig und kann die Eigeninteressen gut von den übergeordneten Interessen unterscheiden. Das ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit, als Familie und auch als Unternehmen. Das mit dem Respekt gilt übrigens auch für die Mitarbeiter. Hierarchien im klassischen Sinn haben ausgedient und wären auch längst nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr geht es um Teamgeist und darum, Teil einer gemeinsamen Idee sein zu wollen. „Da muss keiner den Chef oder die Chefin raushängen lassen. Wichtig ist, dass man selbst im ärgsten Stress Spaß hat und weiß, wofür man es tut.“ Auch das ist Teil des Döllerer-Spirits.