Gaja ist Kult

Es waren vor allem der Mut, der Pioniergeist und der Wille zur Perfektion Angelo Gajas, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. Heute ist Angelo über 80 und seiner Zeit immer noch voraus. Eine Fähigkeit, die er an seine Kinder, die fünfte Generation, weitergegeben hat.
FAMILIE GAJA
Nach wie vor geht es darum, das Beste zu geben und bei aller Tradition die Veränderung ernst zu nehmen – mehr noch, sie als Chance zu begreifen. Seit diesem Jahr ist Döllerers Weinhaus exklusiver On-Trade-Vertriebspartner in Österreich. Darum möchten wir Ihnen die Weingüter der Familie Gaja heute näher vorstellen.

Angelo Gaja ist ohne Übertreibung eine lebende Legende. Auch mit über 80 Jahren gilt das Energiebündel als Visionär und Impulsgeber. Kein anderer hat den italienischen Weinbau mehr geprägt als er. Die Weine des Hauses Gaja sind Referenzen für Herkunft, Stilistik und Rei-fepotenzial. Angelo Gaja hatte das stets im Blick – kein Wunder, wenn man auf die interessante Geschichte der Familie zurückblickt. Alles begann 1859, als mit Giovanni Gaja die erste Generation der Familie Gaja die Osteria del Vapore, eine kleine Taverne in Barbaresco, gründete, welche von ein paar Weingärten für Trauben- und Weinproduktion für den eigenen Bedarf umgeben war. Der Name „del Vapore“ entstammte der Tatsache, dass Barbaresco aufgrund der damals herrschenden Armut und den schlechten Straßenverhältnissen am besten per Dampfschiff über den Fluss erreichbar war. Als An-gelo, Giovannis Sohn, 1905 die Französin Clotilde heiratete und sie nach Barbaresco brachte, beschlossen beide, die Osteria aufzugeben und sich stattdessen auf die Weinproduktion zu konzentrieren. Clotilde hatte genaue Qualitätsvorstellungen und war immer bestrebt, etwas zu verbessern. Sie war eine starke Frau und hatte großen Einfluss auf ihren Mann Angelo, ihren Sohn Giovanni und später auch auf ihren Enkel Angelo und ermutigte sie, ihre handwerklichen Fähigkeiten zu erweitern und zu vertiefen. Ihr zu Ehren wurden zwei der wichtigsten Weine, Gaja&Rey – nach Clotildes Nachnamen – sowie Sorì Tildin – Tildin war ihr Spitzname – nach ihr benannt.
Als Angelos und Clotildes Sohn Giovanni dann 1935 in das Familienunternehmen einstieg, kamen ihm der Facettenreichtum seiner handwerklichen Fähigkeiten mehr als zugute. Er begann in den Hügeln des Barbarescos die seiner Meinung nach besten Weinberge zu kaufen, rekultivierte diese in mühevoller Arbeit und entwarf 1937 des erste Flaschenetikett, auf dem der Name Gaja in Rot und größer als das Wort Barbaresco zu lesen war. Zu dieser Zeit war dieses Weinbaugebiet der Weinwelt noch völlig unbekannt. Damals glaubten nur wenige an die Exzellenz und Schönheit dieser Region. Giovanni tat es dennoch und strebte danach, dass der Familiennamen zukünftig im Zusammenhang mit Qualitätswein genannt werden sollte. Er entwickelte den Weinbau weiter, traf Entscheidungen, die damals undenkbar waren, und füllte nur noch die Jahrgänge ab, die seinen Qualitätsstandards entsprachen. Neben seinem Einsatz im und für den Weinbau war er 25 Jahre lang Bürgermeister von Barbaresco und eine Schlüsselfigur für die Region und die Gesellschaft. Es war sein Verdienst, dass das Weingut Gaja italienweit Bekanntheit erlangte.
Als Giovannis Sohn Angelo 1961 mit 21 Jahren in das Weingut miteinstieg, erregte man erstmals auch internationale Aufmerksamkeit. Offen und mit einem besonderen Innovationsgeist ausgestattet, führte Angelo fort, was sein Vater begonnen hatte. Er hatte Visionen und erkannte Chancen. Die ersten Weinberge, die er dazukaufte, waren Sorì San Lorenzo (1964), Sorì Tildin (1967) und Costa Russi (1967). 1988 erfüllte er seinem Vater einen Kindheitstraum und erwarb die Weinberge Marenca und Rivette im Barolo-Gebiet Serralunga. Es ging darum, das Abbild einer außergewöhnlichen Gegend in Flaschen zu füllen. Einer Region, die bis heute nach Trüffel, Artemisia, Pilzen und Moschus schmeckt. Es ist die Heimat der Nebbiolo-Traube, die traditionell als Cuvée mehrerer Lagen abgefüllt wurde. Angelo Gaja sah mehr darin. Für ihn war jeder Weinberg ein eigener, unabhängiger Organismus, ein Universum an Möglichkeiten. Er begann in Einzellagen zu denken, ihnen jenen Raum zu geben, den sie brauchten, um ihr volles Potenzial entfalten zu können. Heute erzeugt Gaja neben dem klassischen Barbaresco DOCG, einem Blend aus 14 Barbaresco Crus, fünf Einzellagen- Nebbiolo. Davon liegen Sorì San Lorenzo, Sorì Tildin und Costa Russi im Barbaresco-Gebiet und Sperss (was im piemontesischen Dialekt so viel wie Nostalgie bedeutet) sowie Conteisa im Barolo.
Angelo Gaja ist ein Kraftwerk an Ideen. Die Liste der Innovationen, die er anstieß, ist lang. Inspiriert von den Franzosen, vor allem im Bordeaux, hat er die malolaktische Gärung in der Region etabliert und seine Weine in neuen Barriques ausgebaut. Bereits 1978 bepflanzte er den ersten Weinberg (Damargi) mit Cabernet Sauvignon.
„We remain committed to experimenting and innovating ancient practices with a restless drive for the absolute best in quality, which is our family’s legacy.“


Darüber hinaus war Angelo der Erste, der in den Langhe das Potenzial für Weißweine gesehen hat. 1979 begann er mit dem Anbau des ersten Chardonnays für den Wein Gaja&Rey und 1981 setzte er den ersten Sauvignon Blanc für Alteni di Brassica. Im Jahr 2015 kaufte die Familie weiteres Land in Alta Langa und bepflanzte es ebenso mit Chardonnay und Sauvignon Blanc. Letzterer wird seit 2021 für den Rossj-Bass und seit 2022 zum kleinen Teil auch für den Alteni di Brassica verwendet. Heute ist Alta Langa ein echtes Vorzeigeprojekt der Familie, wenn es darum geht, noch besser zu werden und die Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. Lebendige Böden und Artenvielfalt im Weingarten sind für Gaja der Schlüssel dazu. Daran wird intensiv auch mit externen Experten gearbeitet. Die daraus entstehenden Erkenntnisse kommen nicht nur der Region, sondern der ganzen Welt zugute.
Pieve Santa Restituta, Ca’ Marcanda & Idda
Mit dem Weingut Gaja ist längst nicht mehr nur das Stammhaus in Barbaresco gemeint, sondern viel mehr. 1994 erwarb die Familie Parzellen rund um das Gebiet Montalcino in der Toskana, der Heimat des Brunello. Man kaufte das historische Weingut Pieve Santa Restituta, dessen Namensgeber eine antike Kirche aus dem 4. Jahrhundert nach Christus ist. Sie steht heute noch in der Mitte des Anwesens – einzigartig wie die Böden und die Höhenlage der umliegenden Weinberge.
1996 war es dann die natürliche Schönheit von Bolgheri, die Angelo Gaja begeisterte und dazu bewogen hat, auf den Hügeln Ca’ Marcanda zu errichten. Für ihn war und ist dieser Ort der Inbegriff von Freiheit. Immer noch eröffnen sich neue Horizonte, wenn er an diesen besonderen Platz zurückkehrt. Um die Schönheit der Landschaft nicht zu gefährden, wurde der Keller – wie bei allen Projekten der Familie – teils unterirdisch angelegt. Als wäre er immer schon da gewesen, fügt sich der Betrieb perfekt in die Landschaft ein und verschmilzt zur untrennbaren Einheit mit den zahlreichen Olivenbäumen und Zypressen. Das Etikett der Weine von Ca’ Marcanda erinnert an die Zypressen der Bolgheri-Allee, die sich mit dem Horizont kreuzt. Ein von Menschenhand geschaffenes Naturdenkmal und für Gaja ein Symbol für einen aufgeklärten und respektvollen Umgang mit der Umgebung.
Das jüngste Mitglied in der Gaja-Familie ist das gemeinsam mit Alberto und Elena Graci seit 2017 bewirtschaftete Weingut Idda auf Sizilien. Der Ätna hat Angelo Gaja immer schon fasziniert. Als er Alberto Graci 2015 das erste Mal traf, war schnell klar, dass man zusammenarbeiten wollte. Die beiderseitige Liebe zu Weinen vulkanischen Ursprungs und der tiefe Respekt vor dem majestätischen Ätna hatten eine tiefe Verbundenheit geschaffen. Auf Sizilianisch bedeutet Idda „sie“. Damit ist der Ätna als atmendes, manchmal launisches, aber zutiefst mütterliches Wesen gemeint.
Innovation ist für diese Familie Pflicht, der Respekt vor dem Natürlichen auch. Bis heute wird bei Gaja mit visionären Ansätzen gearbeitet. Lebenslanges Lernen und unkonventionelles Denken gehören zum Alltag der Winzerfamilie. Inzwischen leiten Angelos Kinder Gaia, Rossana und Giovanni das Familienimperium. Angelo Gaja ist für seine Kinder nach wie vor ein unverzichtbarer Impulsgeber. Seine Energie ist ungebrochen – die Vision eines sich stetig mit der Natur weiterentwickelnden Weinbaus auch. Die fünfte Generation ist sich ihrer großen Aufgabe bewusst. Bei Gaja stellt man sich allen Herausforderungen, erkennt die Chancen und bleibt durchaus unbequem. Schließlich geht es um Exzellenz, Präzision und darum, der Natur etwas zurückzugeben. Mit aller Kraft und mit Weinen, die zu den größten ihrer Art zählen.