Wein

Österreichische-Weißwein-Heroes

Autochthone Rebsorten verweisen auf ihre Herkunft und erzählen Geschichten, die oft weit in die Vergangenheit zurückreichen. Sie sind tief mit ihrem Ursprungsort verwurzelt und nur in den seltensten Fällen von ihm zu trennen. Aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet „autochthon“ in etwa „eigene Erde“, und diese Rebsorten sind sozusagen die lokalen und heimischen Champions ihres Weinlandes. Autochthon ist somit das Attribut jener Rebsorten, die in jenen Regionen wurzeln, in denen sie ihren offiziellen Ursprung haben. Natürlich kann es auch passieren, dass heimische Rebsorten im eigenen Land weniger oft angepflanzt werden als anderswo. Die Qualität des Weines ist nicht daran messbar, ob eine Rebsorte autochthon ist oder nicht. Die Bandbreiten schwanken hier von Weltklasseweinen bis hin zu lokalen Tischweinen. Unterstützt und getrunken gehören diese Rebsorten auf alle Fälle, machen sie doch die Weinwelt bunter, spannender und überraschender.

In Österreich sind momentan 26 Weißweintrauben für Qualitätsweine zugelassen. Neben den internationalen Superstars wie Riesling, Sauvignon blanc und Chardonnay findet man auch autochthone Rebsorten wie den weltberühmten Grünen Veltliner, den Zierfandler, den Rotgipfler, Welschriesling oder den Neuburger. Und das kann rasch zu einer spannenden Schatzsuche werden. 

„Wösch“, wie der Welschriesling liebevoll genannt wird, ist in Österreich nach dem Grünen Veltliner die meistangebaute Weißweintraube und hält damit den dritten Platz im Rebsortenranking. Nur der Zweigelt verfügt in Österreich bei den Rotweintrauben über noch mehr Rebfläche. Welschriesling nennt über sieben Prozent der Weinbaufläche hierzulande sein Eigen. Er gedeiht sehr gut auf unterschiedlichen Böden, reift spät, ist nie vordergründig aromatisch und transportiert das Terroir hervorragend. Leider wird er sehr oft übersehen oder ist von der Kellertechnik „umgarnt“.

Wolfgang Maitz vom Weingut Maitz, Südsteiermark

Mitglied der STK Steirische Terroir- und Klassik-Weingüter, vinifiziert Wolfgang Maitz mit zehn Hektar Rebfläche nur Weine mit klarem Herkunftscharakter. Behutsamkeit im Weingarten und Gelassenheit im Keller bringen Kraft und Ausdruck, als Südsteiermark DAC wie auch in den Einzelrieden. Tipp: das angeschlossene Wirtshaus mit Weinhotel.

Rotgipfler ist eine natürliche Kreuzung aus Traminer und Rotem Veltliner und ist wie der Zierfandler fast nur in der Thermenregion anzutreffen. Klassisch für den Rotgipfler ist die reife Aromatik wie etwa Mango, Ananas, aber auch gelbe Birne. Er ist äußerst lagerungsfähig und ein Ass bei jeder Weinbegleitung.

Zierfandler ist eine fast schon verschwundene österreichische Weißweintraube. Sie stammt wiederum vom Roten Veltliner ab und wird nur in der Thermenregion angebaut. Die Weine haben eine einzigartige Kombination von Kräuter- und Zitrusaromen und sind bei einem optimalen – soll heißen nicht zu überreifen – Lesezeitpunkt leicht reduktiv.

Lorenz Alphart vom Weingut Alphart, Thermenregion

In der vulkanischen Wärme der Thermenregion bringt Lorenz Alphart aus Traiskirchen Geradlinigkeit, würzige Aromen und Mineralik hervor: in Chardonnay und Pinot Noir, aber vor allem im hier heimischen Rotgipfler und Zierfandler. Er setzt auf handgelesene, perfekte Trauben aus besten Lagen, für vielschichtige Weine mit burgundischer Finesse.

Der Rote Veltliner hat, obwohl es der Name suggeriert, keinerlei Verwandtschaft zur österreichischen Paradesorte, dem Grünen Veltliner. Jedoch ist er ein wichtiger Kreuzungspartner in der österreichischen Reblandschaft. Er reift spät aus, ist kälteempfindlich und bringt hohe Erträge hervor. Orangen, Mandarinen, aber auch Datteln und Feigen nennt der Rote Veltliner in der Aromatik sein Eigen. Ein spannendes Detail ist hier, dass in Österreich knapp 200 Hektar der Rebsorte stehen, aber die Slowakei fast 350 Hektar aufweist.

Der Neuburger ist eine Rebsorte, die leider sukzessive an Anbaufläche verliert, da sie nicht als „sexy“ oder „in“ wahrgenommen wird. Dabei zählt der Neuburger zu den spannendsten und entdeckungswürdigsten Rebsorten Österreichs. Neuburger hat eine dicke Schale, weshalb sehr oft mit einer kurzen Maischestandzeit gearbeitet wird. Diese hilft dabei, den hohen Pektinanteil natürlich aufzuschließen.

Viktoria, Agnes & Josef Mantler vom Weingut Mantlerhof, Kremstal 

Winzer seit gut 200 Jahren, setzen die Mantlers auf Tradition – auf den Etiketten, aber auch in ihren 15 Hektar Rebfläche. Ihre Klassiker wie Grüner Veltliner und Riesling, aber auch die selteneren Schätze wie Roter Veltliner oder Neuburger sind stets ausdrucksstark, jahrgangstypisch und sehr lagerfähig. Darüber hinaus biologisch und vegan.

Furmint ist eine uralte und hochelegante Rebsorte, die man vielleicht noch mit den Süßweinen aus dem Tokaj in Verbindung bringt. In der Zeit der Donaumonarchie war diese Rebsorte eine der beliebtesten Weißweintrauben schlechthin, und nach wie vor wird sie in Ungarn, der Slowakei, in Slowenien und Österreich angebaut. Der Furmint hat eine dünne Beerenschale und reagiert auf Regen zum Ende der Reifezeit sehr empfindlich. Furmint liebt karge Böden und exponierte Lagen. Mit der richtigen Reife und einem optimalen und gekonnten Kellerausbau ist diese Rebsorte eine der elegantesten Weißweintrauben. Vielleicht wäre „Chenin blanc des pannonischen Raums“ ein spannendes Synonym für diese Rebsorte.