Wein

Die Vielfalt des Weinbaus

Bio, Biodynamisch, Orange oder auch Natural – wer bei Weinen die Naturnähe sucht, sieht sich rasch mit einer Vielzahl an Begriffen konfrontiert. Was aber bedeutet was?

Der erste Schritt hin zu einer umweltfreundlicheren, naturnäheren Bewirtschaftung der Rieden heißt „integrierter Weinbau“. Es geht hier um vorbeugende Maßnahmen zum Pflanzenschutz, um weniger aggressive Chemikalien und dadurch um den Erhalt von Ressourcen und der Gesundheit von Natur und Mensch. Um den Kampf gegen Krankheit und Schädlinge der Rebe, aber eben mit Maß und Ziel. Eine Vorstufe zum biologischen Weinbau. Beim organisch-biologischen Weinbau, kurz Bioweinbau genannt, sieht es schon anders aus. Hier sind chemisch-synthetische Stickstoffdünger, leicht lösliche Phosphordünger und chemische Mittel zum Pflanzenschutz tabu. Auch künstliche und chemische Herbizide haben da im Weingarten nichts zu suchen. Vielmehr trachtet der Winzer danach, die natürliche Abwehrkraft seiner Reben, also das Immunsystem, zu stärken, damit Schädlinge keine oder wenig Chancen haben. Und darf dann das EU-Bio-Logo auf seinen Flaschen anbringen.


Einen großen Schritt weiter geht’s im biologischdynamischen oder auch biodynamischen Weinbau. Dieser ganzheitliche Blick auf den Weinberg als Ökosystem folgt dem anthroposophischen Ansatz von Rudolf Steiner. Der kosmische Kalender mit seinen Mondphasen spielt bei der Arbeit im Keller wie in den Rieden ebenso eine Rolle wie die Energieflüsse – alles im Sinne der Stärkung und Vitalisierung der Reben. Dabei kann es gelegentlich auch ein bisserl spirituell werden, den obligatorisch begrünten Rebzeilen jedenfalls schadet es nicht – sie werden ausschließlich mit Organischem wie Hornmist, Hornkiesel oder Kräuteraufgüssen sowie dem Einsatz von Nützlingen verwöhnt. Der Winzer arbeitet lieber mit Mensch und Tier statt mit Maschinen und selbstverständlich gentechnikfrei.


Die „fünfte Farbe“ des Weins, wie sie oft genannt wird, ist Orange. Diese Methode stammt aus der Kinderstube des Weinbaus, wie sie vor gut 4000 Jahren in Georgien verbreitet war. Heute kommen exzellente Orange Wines vor allem aus Slowenien, Kroatien, Italien und Österreich. Die berühmte Farbe kommt von der langen Zeit, oft mehrere Monate, die die Maische aus vollreifen Trauben mit Schale und Kernen vergoren wird. Doch nicht nur die Farbe dieser Weine ist außergewöhnlich. Die verlängerte Maischezeit bringt vielschichtige, spannende Weine mit Charakter, aber auch viel Histamin hervor, die nicht zwangsläufig bio sind.


Ganz naturbelassen sind, wie der Name schon sagt, die Natural Wines. Stets bio, ist in Österreich für diese Landweine – meist trüb und leicht oxidativ – jede Anreicherung zur Erhöhung des natürlichen Alkoholgehalts verboten, wie auch Süßung und Weinbehandlungsmittel, ausgenommen Bentonit, eine Art Heilerde, und ein wenig Schwefel.

„Biologische und ressourcenschonende Weinherstellung stellt sicher, dass wir auch in der Zukunft noch herausragende Weine genießen werden können.“

Christian Döllerer

WEINGUT ZILLINGER | VELM-GÖTZENDORF, WEINVIERTEL

Johannes Zillinger

Seit über 35 Jahren bewirtschaftet Johannes Zillinger sein Weingut biologisch bzw. biodynamisch. Er steht für naturbelassene, puristische und individuelle Weine, die er in die vier verschiedenen Weinlinien Velue, Parcellaire, Revolution und Numen einteilt. Die Bandbreite reicht von Tropfen für den unkomplizierten Trinkspaß bis hin zu ausdrucksstarken Weinen, die beinahe ohne Eingriff im Keller entstehen.

Ökonomierat Rebholz | Siebeldingen, Pfalz

Valentin, Hansjörg & Hans Rebholz

Die Winzerfamilie Rebholz betreibt seit vielen Generationen Weinbau in der Südpfalz, wobei auf fast 90 % der ca. 24 ha Weinberge Riesling und die Burgunder-Rebsorten die Hauptrollen spielen. Die seit den 40er-Jahren im Weingut verfolgte Idee des „Natur-Weins“ sorgt für den ausgeprägten Rebholz- Charakter und das facettenreiche Terroir ihrer Spitzenlagen bringt eine wunderbare Aromenvielfalt in ihre Weine.

WEINGUT ROXANICH | MOTOVUN, ISTRIEN

Mladen Rožanić

Mladen Rožanić fand in den westistrischen Weinbergen in Bezug auf Klima und Boden das ideale Gebiet für den Weinbau. Auf seinen 23 ha Weinbergen produziert er nach den höchsten Umweltstandards und verzichtet bei der Weinherstellung auf jegliche technologische und chemische Einflüsse. Die „Orange- Weine“ von Roxanich sind unkommerziell und dennoch trinkfreudig, frisch, fruchtig und aromatisch.

Tipp

Obsthof Retter

Wer suchet, der findet. Ein alter Spruch, der von uns sein könnte. Immer wieder stoßen wir so auf wahre Schätze, ein ganz besonderer davon ist der Obsthof Retter im oststeirischen Pöllau. Werner Retter – biozertifiziert seit 1990 – folgt seit Jahren seinem Credo: „Wir haben der Natur nichts hinzuzufügen.“ Fazit: kein Zucker, kein Wasser, pure Frucht. Aber viel Fingerspitzengefühl.

Mit seiner limitierten Edition Sommelier hat er nun eine neue Dimension eröffnet, die WILD und WELL Natursäfte als willkommene alkoholfreie Abwechslung im Weinglas haben die Spitzengastronomie in kürzester Zeit bezaubert. Der Grund: weniger Zucker, dafür mehr Säure und Aroma. Wildfrüchte, von Heidelbeere bis Kirsche oder Quitte, werden reif von Hand gesammelt, behutsam verarbeitet und bis zur Trinkreife bei optimaler Temperatur für natürlichen Fruchtsäureabbau im Schlosskeller gelagert. Jeder Jahrgang ein Charakter, jeder Schluck ein Erlebnis.