Familie

Sabine Döllerer im Portrait

Eine, die anpackt und gleichzeitig 5 Ecken hochhält.

Das beschreibt Sabine Döllerer am besten, die vielschichtige und ambitionierte Frau an der Seite von Raimund. Sie sprüht vor Energie und weiß gleichzeitig um dieses ganz besondere Geschenk. Qigong hilft ihr, sich wieder zu erden, die Energie in vernünftige Bahnen zu lenken und positiv gestimmt zu bleiben. Wer Sabine zuhört, der könnte meinen, sie hätte schon mindestens drei Leben gelebt, dabei ist es nur eines. Vollgepackt mit Erfahrungen. Guten und weniger guten. Sabine ist dabei stets optimistisch geblieben. Heimat bedeutet für sie in erster Linie Geborgenheit. „Da, wo man grad ist“, sagt sie. Das muss nicht immer Golling sein, aber natürlich auch. Gerade wenn sie von irgendwo zurückkommt, ist Golling ein Anker. Sobald sie das Ortsschild passiert, an Kirche und Burg vorbeifährt, stellt es sich ein – das Gefühl von Heimat. Heimat ist aber auch, wo ihre Lieben sind, sagt sie. Ihre Kinder, ihr Mann, die engere, aber auch die weitere Familie. Eine Haltung, die sie von ihren Großeltern, Eltern und Geschwistern mitbekommen hat. Die Bindung zur „Herkunftsfamilie“, wie Sabine es nennt, ist immer noch sehr eng. „Wir pflegen einen ehrlichen und offenen Umgang miteinander und können in jeder Situation aufeinander zählen. Dafür bin ich unendlich dankbar.“

Darüber hinaus sind es Freunde, „Seelenmenschen“, wie sie sie selbst gerne nennt, die einen besonderen Stellenwert in Sabines Leben einnehmen. Sie ist ein spiritueller Mensch, spürt Dinge, lange bevor sie sie beschreiben könnte. Die Intuition, das Bauchgefühl, hat sie selten im Stich gelassen und ihr prägende Begegnungen beschert. Auch damals, als sie blutjung in dieses Haus kam. Da saß der Schwiegerpapa am Haustisch, eine Seele von einem Menschen und einer, der es sofort gut mit ihr meinte. „Da war eine tiefe Verbindung. Vom ersten Moment an. Ich war die Tochter, die er nicht hatte, und er war mein zweiter Papa“, erzählt sie von der ersten Begegnung mit Raimund Döllerer sen. Auch Jahre nach seinem Tod fehlt er, sagt sie. Weil man Menschen dieser Sorte einfach nicht vergisst. Immer noch ist er für Sabines Leben eine Referenz, einer, den sie im Geiste nach seiner Meinung fragt. Ein weiterer wichtiger Herzensmensch und Vorbild war ihre Oma. „Ihre wohl schönsten Eigenschaften waren ihre Zufriedenheit und Demut dem Leben gegenüber“, erzählt sie. Darüber hinaus hat Sabine einen ausgeprägten Familiensinn. Sie liebt es, für alle da zu sein, alle um einen Tisch zu versammeln, zu bekochen, Cremen und Tinkturen für so manches Wehwehchen parat zu haben. Das war immer  schon so, selbst zu Zeiten, als die Kinder klein, die Tage lang und die Nächte kurz waren. Die erklärte Frühaufsteherin vereint Unternehmertum und Familiensinn auf beeindruckende Weise. Müde wird sie nur selten und wenn doch, dann gibt es immer noch die Natur. Dahin zieht sie sich zurück, wenn’s ausnahmsweise mal doch zu viel ist und die Batterien leer sind.

Geradeheraus. Das ist immer noch das Beste.

Sabine ist eine Frau der klaren Worte. Selten hält sie mit ihrer Meinung hinterm Berg, ohne sie den anderen aufzwingen zu wollen. Freiräume seien in einer Familie wie dieser wichtig, sagt sie. Darüber denken hier alle gleich. Ehrlichkeit wird geschätzt. Bei sich und bei anderen. „Wenn eine Familie wächst, sich mehr und mehr verzweigt, werden Freiräume und Standpunkte umso bedeutender“, meint sie. Deshalb hat die Familie in jüngster Zeit begonnen, die Werte der Döllerers in einer Art Familienkodex festzuhalten. „Vieles, was wir in der Vergangenheit getan haben, ist aus der Situation heraus entstanden. Da wurde nicht immer alles niedergeschrieben oder groß geplant“, erzählt sie. Diese Zeiten seien nun vorbei, die Verantwortung für den Betrieb und die darin arbeitenden Menschen sei größer geworden. Angst macht das dem Organisationstalent aber keine. Schließlich hat hier jeder seinen Platz und weiß, was er oder sie tut. Sabine kümmert sich vorwiegend um alles, was mit der kaufmännischen Seite des Unternehmens zu tun hat. Daneben ist sie für Marketing, die Enoteca, allerlei Dekoratives sowie für die Döllerer Genusspackerl zuständig. Letztere sind aus der Feinen Kost entstanden, die Sabine 16 Jahre lang mit ihrer Art, die Dinge zu tun, geprägt hat. Was Sabine anpackt, das macht sie gern, sonst könnte und täte sie es nicht, sagt sie. Dafür lohnt es sich notfalls auch zu kämpfen. Wie damals, vor 16 Jahren, als Schwiegermama Marianne in Pension ging und darüber nachgedacht wurde, die Feine Kost ganz aufzugeben. Sabine hat sich ihrer angenommen, schließlich ist sie untrennbar mit dem Hause Döllerer verbunden. Nach all den Jahren ist es Zeit loszulassen und die Feine Kost in Andreas und Christl Döllerers Hände zu legen. Sie werden weiterführen, was Anna, Hermann sen., Raimund sen., Marianne und Sabine begonnen haben und dem Ganzen ihren eigenen Stempel aufdrücken. Das ergibt auch Sinn, denn die Feine Kost ist Teil des Stammhauses und fügt sich jetzt vielleicht noch mehr in das kulinarische Gesamtkonzept von Andreas und Christl. Bei aller Veränderung wird die Feine Kost ein Ort des guten Geschmacks und der Heimat bleiben. Für Gäste und auch für Einheimische. Wer Sabine kennt, weiß, dass ihr die Ideen niemals ausgehen und dass ein Mensch wie sie einfach nicht stillsteht. Egal was es ist, bei Döllerer trägt jedes einzelne Familienmitglied seinen Teil zum Gesamtergebnis bei. „Wir sind ein schlagkräftiges Team, ein buntes Miteinander. Große Strukturen sind oft träge, wir hingegen sind schnell. Wenn wir einen Fehler machen, besprechen wir ihn und lösen das Problem sofort. Am Tisch und nicht über fünf Instanzen.“ Das sei das eigentliche Erfolgsgeheimnis dieser Familie. Daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern.

„Familie, das ist vor allem Vertrautheit. Das Wissen darum, dass man sein darf, wer man ist.“

Sabine Döllerer

Unternehmerin, Familienmensch, Vorbild.

Bei Powerfrauen liegt die Latte für die nachfolgende Generation hoch, Sabine will ihren Kindern diesen Druck ersparen und lässt ihnen Freiraum für Entwicklung. Auch sie selbst hätte sich nie in eine bestimmte Rolle zwängen lassen, sagt sie. Jedes Kind habe seine höchstpersönlichen Fähigkeiten, es gelte diese zu fördern. Ihre Kinder haben Raimund und Sabine stets ernst genommen, haben sie eingebunden und sie zu offenen und kritischen Menschen erzogen. Es gab keine Tabuthemen, darauf sind beide zu Recht stolz. „Die Kinder halten uns den Spiegel vor, zeigen uns unmissverständlich, was gerade falsch läuft. Dafür bin ich dankbar.“ Die Menschen, die ihr aus dem Spiegel entgegenblicken, sind wunderbare Persönlichkeiten. Laura, die Älteste, wohnt nach einigen Jahren im Ausland wieder in Golling und unterstützt die Familie im Weinhaus und im Marketing. Voriges Jahr hat sie ihre große Liebe Immanuel geheiratet. Für Sabine und Raimund war Immanuel von Anfang an wie ein viertes Kind. Aufgehoben, ernst genommen und wertgeschätzt. Wie die eigenen Söhne Raimi und Florian. Der Erste der beiden studiert Wirtschaft und macht gerade seinen Master. Seit sieben Jahren hilft er auch im Weinhaus mit und ist dabei ein wahrer Alleskönner. Egal ob Lager, Büro oder Webshop. Und dann ist da noch Florian, der Jüngste. Maturiert hat er in einer Tourismusschule, jetzt macht er erst einmal das Bundesheer. Im Sommer will er dann nach Frankreich und die klassische französische Küche erlernen. „Davon träumt er schon ewig“, sagt Sabine und bestärkt ihn darin. Schließlich sind Träume da, um verwirklicht zu werden. Sorgen um die eigene Zukunft macht sich Sabine keine. Denn wenn es Zeit ist, will sie sich still und heimlich zurückziehen. „Ich habe so viele Interessen, Freude an den Dingen und einen Mann, dem ich nach all den Jahren immer noch viel zu sagen habe. Wir freuen uns darauf, gemeinsam alt zu werden, Neues zu tun und loszulassen. Seit über 33 Jahren entwickeln wir uns in die gleiche Richtung. Das ist alles andere als selbstverständlich. Wer auch immer den Betrieb weiterführt, sie werden es gut machen.“ Vertrauen, sagt sie, sei für die folgende Generation ohnehin das Wichtigste. Es bereitet den Boden für alles, was kommt.

Sabine's persönlicher Kraftort

Der Untersberg

Seit eh und je steht er unverkennbar und mächtig da, als sagenumwobenes, natürliches Monument in der Salzburger und Berchtesgadener Landschaft. Ein Berg, der fasziniert, herausfordert, Respekt und Demut lehrt und durch seine Schönheit begeistert. Ob auf seinen Gipfeln stehend oder in der Natur seiner bewaldeten Ausläufer spazierend, für Sabine ist es ein Ort, der ihr Kraft gibt und sie erdet. „Wenn’s mir mal wieder zu viel wird, dann zieht es mich zum Untersberg. Die meistens eher steilen Pfade zu seinen Gipfeln sind allein schon eine Achtsamkeitsübung. Oben angekommen, wenn man dann in die Weite blickt, merkt man wieder, wie klein die eigenen Sorgen im Vergleich zum großen Ganzen sind. Außerdem laden seine facettenreichen Pfade dazu ein, hin und wieder die Perspektive zu wechseln. Denn egal für welchen Weg ich mich entscheide, jeder hält seine ganz speziellen Abenteuer und Dinge, die mich in Staunen versetzen, bereit“, sagt sie.